Leberlebendspende
Am Do, 06.08.2015 wurde ich Punkt 7 Uhr von der Station abgeholt und in den OP gefahren. Meine Mutter die seit 6 Uhr bei mir war begleitete mich. Luca konnte nicht kommen, da er bei Jonas war welcher im selben Moment auch in Narkoe gelegt wurde. Nachdem sich meine Mutter an der OP-Schleuse verabschiedet hatte kam er plötzlich doch, und es tat so gut ihn nochmal zu sehen.
Dann musste ich auch ihm tschüß sagen und wurde durch die langen Gänge im Keller zum OP gebracht. Auf dem Weg wurde ich mehrmals nach meinem Namen und Geb. Datum gefragt damit mich auch keiner vertauscht. Wir blieben vor OP Saal 13 stehen und ich wurde in das Vorbereitungszimmer gebracht.
Nach dem wieder alles geprüft wurde stellten sich nach und nach viele Menschen in Schutzkeidung vor.
Einer davon sollte mir nun im Rücken den PDK legen (Betäubt lokal). Da er das bei Bewusstsein machen wollte, fragte ich merhmals nach Betäubungsmittel und erst als ich das bekam setzte ich mich hin. Ich bekam den großteil nicht mehr mit. Ich weiß noch das mich zwei Leute festhalten mussten da ich kaum noch Kontrolle darüber hatte richtig zu sitzen. Danach wurde ich auf den OP Tisch gelegt und bekam eine Sauerstoffmaske an während der Anästhesist mir das Narkosemittel spritze.
Als ich wieder wach wurde störte mich ein Schlauch im Hals, ich war noch nicht bei vollem Bewusstsein und habe wohl merhmals versucht ihn raus zu ziehen. Leider brauchte ich ihn noch, denn ich wurde noch beatmet. Wenig später wurde er dann gezogen, leider viel mein Sauerstoff ab und ich bekam eine neue
Maske auf. (Dieses mal nur Oberflächlich) Diese fand ich sehr beängstigend und ich konnte nur mit viel Druck ausatmen. Länger als 30 min hielt ich es nicht aus und kämpfte mich erfolgreich frei. Da ich immer noch nicht genug Sauerstoff bekam, wurde mir ein kleiner schlauch unter die Nase gelegt der mir half, Er störte mich nicht und ich war zufrieden.
Immer wieder schlief ich ein. Nachts war ich dann zum ersten mal länger und richtig wach, ich schaute mich auf der Station um. Gar nicht so beängstigend, die Intensivstation. Ich sah aus dem Fenster und erkannte grüne Scheiben. Ich musste grinsen weil ich im Vorbeigehen früher mich immer wieder gefragt hatte was wohl hinter den grünen Scheiben sei. Nun war ich dort. Ich war glücklich das ich mich in dem Gebäude zuordnen konnte. Ich blickte langsam an mir runter. Auf der Brust hatte ich die 3 EKG Kabel, am Finger den Puls und Sauerstoffmesser. An meinem linken Arm hatte ich 3 Zugänge, . An meinem rechten Arm 2 weitere. Am Hals dann der große Zugang (ZVK) über den sehr viel lief. Durch den PDK im Rücken hatte ich keine Schmerzen. Ich bemerkte den Blasenkatheter und fand dann doch das ich relativ viele Kabel an mir hatte und hatte Angst vor der kommenden Zeit. Ich und mein lieber Pfleger nutzten die Zeit um mir die ersten Zugänge an den Armen zu entfernen.
Dann merkte ich wie mein ganzer Körper anfing zu jucken. Schrecklich. Ich kratzte immer mehr und suchte Vergelich die Klingel um den Pfleger zu rufen. Hilflos nahm ich dem Pulsmesser am Finger ab. Es piepste. Ich kratzte weiter. Keiner kam. Dann habe ich angefangen zu rufen aber es kam keiner. Der junge Mann neben mir begann zu lachen. Da ich kurz vorher zwei Becher zum trinken bekam, trank ich sie leer und warf die Becher. Es war laut aber keiner hörte mich. So hatte ich eine Intensivstation nicht erwartet. Mir viel nichts weiter ein. Später entdeckte ich meine EKG Kabel, und entfernte eins davon. nun war ich auf dem Monitor klinisch tot. Es kam jemand. Ich entschuldigte mich und sagte ich hatte die klingel nicht gefunden. Der Pfleger sagte mir es gibt hier auch keine Klingel, was mich immer noch wundert...
Er schloss mich wieder an alles an, hob die Becher auf und rief einen Arzt. Ein Medikament wurde abgesetzt da ich das wohl nicht vertragen hatte. Ich schlief aus langeweile vor mich hin. Am morgen wurde ich gefragt ob ich auch Frühstück möchte, ich lehnte dankend ab und sagte ich will auf eine normale Station und dann erstmal Apfelmus. Da mir 24h nach OP noch nicht so nach Weckchen und Wurst war. Gegen 10/11 Uhr wurde ich dann auf die normale Station verlegt.
Zur Verlegung auf die Station musste ich das Bett wechseln. Das hieß aufstehen!
Zwei Pfleger halfen mir dabei, seitlich und dann hoch. Ging nicht. Ich wurde hochgezogen.
Mein Bauch fühlte sich heiß an und ich hatte das gefühl alles rutscht hin und her, mein Kreislauf fand die idee mit dem Aufstehen gar nicht toll und klar sehen konnte ich erst wieder als ich im neuen Bett lag. Die Pfleger hatten noch ein paar Minuten damit zu tun alle Kabel und Schläuche wieder zu versorgen.
Auf der Station angekommen wurden mir weitere Zugänge an den Armen entfernt. Ich hatte nun überall Druchverbände und mein linker Arm war nach einiger Zeit blau und die Finger etwa doppelt so dick wie am anderen Arm. Druckverband war gut gemeint, aber kam nun wieder ab.
Ich schlief auch hier die erste Zeit mal hier und dort etwas. Immer in der gleichen Position auf dem Rücken. Am Abend des zweiten Tages nach OP fing meine Schulter an zu schmerzen, und auch mein Kopf. Ich tastete und konnte zwei Beulen feststellen. Ich bekam etwas gegen die Schmerzen und Verbrachte nun meine zweite Nacht schlafsuchend und erschöpft. Auf meine sarkastische Frage bei der Visite ob ich vom OP Tisch gefallen bin konnte der Arzt erst nur lachen, nachdem er dann die Beule gefühlt hatte sagte er dann doch dass er meine Beschwerde weiterleitet wird. (Das will ich auch hoffen!)
Da ich immer wieder den Drang hatte aufs Klo zu gehen kam mir irgendwann in den Sinn wirklich zu gehen. Also schob ich mich mit meinem Blasenkatheter und meinem PDK/Infusionsständer zum Klo. Ich staunte nicht schlecht als es wirklich funktionierte und rief gleich der Schwester dass sie bitte den Katheter ziehen soll da ich alleine aufs Klo kann. Endlich ein langer doofer Schlauch weg. Ich fande es immer sehr widerlich mit dem Rollstuhl und meinem Pipi Beutel durch das Krankenhaus zu fahren. :/
Am nächsten Tag sollte der Tag ohne PDK (lokale Betäubung, durch die ich kaum Schmerzen im Bauch hatte) sein. Also habe ich am morgen eine starke Schmerztablette bekommen und eine Stunde später wurde ich abgestöpselt von der Schmerzpumpe. Glücklich dass ich nun kein Schlauch hatte und auch keine Schmerzen, fühlte ich mit so fit dass ich spontan beschloss zu Fuß zu Jonas zu gehen. Auf halbem Weg traf ich dann auf Luca und seine Mutter, sie meinten dann doch ich solle den Rollstuhl nehmen und schoben mich ab dort den Rest. Kurz nachdem wir angekommen waren gingen die Schmerzen los, keine 10 Minuten später bestand ich drauf sofort zurück gefahren zu werden. Endlich in meinem Bett angekommen hielt ich die nächsten Stunden das Krankenhauspersonal auf trapp und tobte mich an der Breiten Reihe der Schmerzmittel aus. Nichts half. Ich fühlte mich einfach scheiße. Der Tag verblieb so, immer mal wieder kam jemand mit neuem Zeug es wurde immer etwas besser aber ich habe das Bett nur noch zum Gang aufs Klo verlassen. Am Abend wurde mir dann sehr schlecht und ich musste mich übergeben. In diesem Moment kam meine Retterin der Schmerzambulanz vorbei. Ich wurde ins Bett gelegt und wieder an den PDK gestöpselt, sie Spritze ihn hoch und gab mir über den ZVK am Hals (Zugang der mit einem Schlauch bis kurz vor dem Herz liegt) Morphium. Ich war endlich schmerzfrei. Da ich den ganzen Tag kein Auge zugemacht hatte bin ich wohl etwas High endlich eingeschlafen.
Die nachfolgenden Tage verliefen immer besser, im zweiten Versuch kam ich Problemlos von meinem PDK weg und ein Tag später auch der ZVK am Hals.
Langsam ging es mit mir bergauf und ich verbrachte meine Tage bei Jonas und ging abends zurück auf meine Station.
Ich wurde am 14.08 entlassen (8 Tage nach OP) und bin mit Luca nach Freiburg gefahren da meine Mutter ihren 50.Geburtstag feierte und ich sie überraschen wollte. Wir schliefen eine Nacht zuhause und sind wieder zu Jonas und seiner Oma die als Vertretung auf ihn aufpasste.
Ich zog ins Ronald McDonald Haus um nahe bei Jonas zu sein :)
Zum Schluss möchte ich allen Elternteilen sagen dass die Lebendspende nicht so schlimm war wie ich es befürchtet hatte. Die ersten Tage waren schmerzfrei, die Tage 3-5 waren der Horror aber danach ging es schnell bergauf! Ich wurde auf meiner Station super betreut und später auch im Ronald McDonald Haus! Vielen Dank an alle.
Wir sind seit dem 28.08.2015 wieder zuhause :)